Ausstellung in der Pfarrkirche St. Clemens

in Kaldenkirchen zum Jubiläumsjahr 2006

 

DIE  HEILIGE BIRGITTA VON SCHWEDEN

 

„G o t t e s   N o r d l i c h t“

Mystikerin, Prophetin und Patronin Europas   

 

 

Vorbemerkung zu dieser Ausstellung:

Im Jahre 2003 feierte Schweden mit ganz Europa das 700-jährige Geburtsjubiläum von Birgitta von Schweden (1303-1373). Vier Jahre zuvor hatte Papst Johannes Paul II. sie zur Patronin Europas ernannt.

Das Land Schweden, das Europäische Parlament,  zahlreiche Universitäten, Museen und alle Birgittenklöster organisierten zu dem Jubiläum Feiern und Ausstellungen. Zum 700. Geburtstag der Heiligen pilgerten Tausende nach Finsta und vor allem nach Vadstena, wo ein neues Birgitta-Museum eröffnet wurde.

u Die hier gezeigte (Teil-)Ausstellung des Europäischen Parlaments soll zunächst auf die Bedeutung Birgittas für Europa hinweisen. Dazu werden auf den Schautafeln einige wichtige Kloster-orte der Birgittinnen in verschiedenen Ländern Europas gezeigt.

u Mit der Ausstellung soll zudem die herausragende Persönlichkeit der großen nordischen Heiligen des Mittelalters deutlich werden. Weltweit bestehen heute etwa 50 Birgittenklöster. In Deutschland gibt es heute neben dem 1497 gegründeten Birgittenkloster in Altomünster (Bayern, Landkreis Dachau) seit Oktober 2003 eine Neugründung der internationalen Birgitta-Schwestern in Bremen.

u Nicht zuletzt soll die Birgitta-Ausstellung die große Bedeutung des über 175 Jahre bestehenden Birgittenklosters in Kaldenkirchen (1625-1802) unterstreichen. Im Rahmen der am gleichen Ort stattfindenden Ausstellung „Zur Geschichte der beiden Pfarrgemeinden in Kaldenkirchen“ wird auf diese besondere Bedeutung des früheren Birgittenklosters in und für Kaldenkirchen durch zahlreiche Exponate ausführlich hingewiesen.

Birgitta als Patronin Europas

Birgitta wurde am 7.10.1391 von Papst Bonifatius IX. heilig gesprochen, seit 1396 ist sie Patronin Schwedens. Ihre Verehrung in Schweden ist und war immer sehr groß und entspricht durchaus der von Jeanne d’Arc in Frankreich. Gemeinsam mit der hl. Katharina von Siena (um 1347-1380) und der hl. Edith Stein (1891-1942) hat Johannes Paul II. sie am 1.10.1999 zur Patronin Europas ernannt. Bei dieser Gelegenheit betonte der Papst die Hoffnung auf eine gerechtere und menschenwürdigere Welt. Das Haus Europa müsse von und mit Gott gebaut werden. Es gelte ein trauriges Erbe zu beseitigen, und das könne nur geschehen, wenn man auf die Reichtümer der Geschichte zurückgreife.

Die Kirche erkenne in ihrer eigenen Geschichte einen „Schatz der Heiligkeit“, der zugleich „Hoffnung ihrer Zukunft“ sei. Aber die Kirche habe in ihrer Geschichte auch einen Reifungsprozess durchlaufen und erfasse heute „den Plan, den Gott für die Frau hat“ besser als früher. So sei es verständlich, dass die Kirche in der Gegenwart einen besseren Blick für „die Heiligkeit mit weiblichem Antlitz“ habe.

Was nun insbesondere die hl. Birgitta betreffe, so könnten sich mit ihr nicht nur Personen des geweihten Lebens identifizieren, sondern auch alle, die sich um die Heiligung ihres Familienlebens bemühten. Denn Birgitta, „eine vorbildliche christliche Gattin“, gehörte in ihrer ersten Lebenshälfte dem Laienstand an und war glücklich verheiratet. Sie habe sicher und entschlossen zu Fürsten und Päpsten gesprochen und der Kirche in einer äußerst schwierigen Phase ihrer Geschichte die größten Dienste erwiesen. Schließlich sei sie seit dem 16. Jahrhundert  bis  auf  den  heutigen  Tag  zu  einem  wertvollen ökumenischen Band zwischen Katholiken und Lutheranern geworden.

 

Birgitta als Frau und Mutter

u Birgitta wurde 1303 in Finsta bei Uppsala geboren. Sie entstammte dem nordgermanischen Hochadel und war durch ihre Mutter Ingeborg Bengtsdotter mit dem schwedischen Königshaus verwandt. Ihr Vater Birger Persson war „Lagmann“ von Uppland und stand an der Spitze der Verwaltung und Rechtsprechung. Birgitta wuchs im väterlichen Landsitz Finsta bei Uppsala auf und wurde standesgemäß erzogen. Im Alter von 13 Jahren wurde sie mit dem 18-jährigen Adeligen Ulf Gudmarsson verheiratet. Die glückliche Ehe währte 28 Jahre und war mit acht Kindern gesegnet.

u Birgitta fasste ihren großen materiellen Besitz als von Gott gegebenes Lehen auf, das sie gut verwalten musste. Sie war freigebig und gastlich, speiste täglich zwölf Arme an ihrem Tisch, stiftete Spitäler, unterstützte Klöster, baute Kirchen und Schulen. Schon in ihrer Zeit wurde sie als „tapfer und unerschrocken“ gerühmt, als „große Dame mit edlen Umgangsformen und gelehrtem Wissen“. 1335 wurde sie als Hofmeisterin und Ratgeberin an den Hof ihres Vetters, König Magnus II. Eriksson, berufen.

 

u Als der Termin ihrer Silberhochzeit nahte, beschlossen Ulf Gudmarsson und seine Gattin Birgitta, eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela zu unternehmen (1341-1343) – zu Fuß und unter allen Entbehrungen, die eine Wallfahrt in der damaligen Zeit mit sich brachte. Auf der Heimreise entschloss sich Ulf, in das Zisterzienserkloster Alvastra in seiner schwedischen Heimat einzutreten. Dies tat er auch; er verstarb bereits 1344.

 

u Birgitta richtete sich nun in der Nähe dieser Mönchsgemeinde eine bescheidene Bleibe ein und trennte sich von allem irdischen Besitz. Sie legte ihre standesgemäßen Kleider und ihren Schmuck ab und zog ein Bußkleid an. In der Folgezeit erlebte Birgitta ihre Berufungsvisionen.

 

Birgitta als Mystikerin, Prophetin, Ordensgründerin, Äbtissin

 

u Birgittas neuer Lebensabschnitt war von Visionen und Einsprechungen geprägt und ihre Handlungen waren fortan darauf bezogen. 1346 erhielt sie in einer Vision den Auftrag zur Gründung eines neuen Ordens, den „Orden des Allerheiligsten Erlösers“ (O.Ss.S. = Ordo-Sanctissimi-Salvatoris). Die Ordensregeln wurden ihr bis in alle Einzelheiten offenbart. Der Orden sollte sein Stammkloster in Vadstena haben und in der Form der Doppelklöster konzipiert sein: Männer und Frauen in strenger Trennung, aber eine einzige gottgeweihte Gemeinschaft unter der Leitung einer Äbtissin.

In einem weiteren Auftrag sollte sie Papst Clemens VI. eindringlich ermahnen, seine ungeistliche Lebensführung aufzugeben und von Avi-gnon nach Rom zurückzukehren und ein Heiliges Jahr auszurufen.

 

u In einer Zeit der Spaltungen ging es Birgitta um Frieden und Einheit: Frieden zwischen den Völkern, Eintracht zwischen den sozialen Ständen, Wiedervereinigung der Ost- und Westkirche, Versöhnung von Papst und Kaiser.

u Hinzu kam Birgittas großes Engagement für die Rechte, den Status und die Würde der Frau. Sie fürchtete nichts und niemanden, ihre kühne Sprache erregte allerdings oft entrüsteten Widerspruch. Sie prangerte die Verschwendungssucht der Großen an, ebenso das Raubritterunwesen, die Grausamkeit der Vögte, das unsittliche Leben der Geistlichkeit.

 

u Göttlichen Weisungen folgend, pilgerte Birgitta (fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes) Ende 1349 nach Rom, 1352 nach Assisi, und in den Folgejahren besuchte sie nahezu alle bedeutenden Pilgerorte in Italien. So verbrachte sie ihre letzten 24 Jahre in Rom und Italien. Ihre Klostergründung Vadstena und ihre Heimat hat sie nie wieder gesehen.

 

u Im vorgerückten Alter unternahm sie 1372 noch eine Pilgerreise ins Heilige Land. Schon in Jerusalen hatte sie sich ein Fieber zugezogen, das sich zur Todeskrankheit ausweitete.

 

u Birgitta verstarb am 23. Juli 1373. Am 27. Juli 1373 wurde sie unter ungeheuerem Menschenandrang in der Kirche San Lorenzo in Panisperna (Rom) beigesetzt.

 

u Auf Veranlassung der kleinen schwedischen Gemeinde in Rom und besonders ihrer Tochter Katharina wurde Birgittas Leichnam in ihre Heimat überführt. Der Reliquienschrein verließ Rom am 2.12.1373 und kam am 4./5. Juli 1374 in Vadstena an. Dort fand sie in der sog. „Blaukirche“, die heute der schwedischen Staatskirche zugehört, ihre letzte Ruhestätte, von Lutheranern und Katholiken hochgeehrt.

 

u Birgitta hat ein reiches schriftliches Erbe hinterlassen. Der Großteil der Texte sind Offenbarungen. Neben drei umfangreicheren Visionstexten (Revelationes Caelestes) zählt man etwa 700 kürzere Offenbarungstexte. Hinzu kommen die Ordensregeln (Regula Sanctissimi Salvatoris), die „Engelsrede“ (Sermo Angelicus) und Gebete.                                                                                        

Nettetal-Kaldenkirchen, im Juni 2006                                              Gregor Herter

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Alle drei Ausstellungen aus Anlass des Kaldenkirchener Jubiläumsjahres 2006 sind geöffnet von Sonntag, 18. Juni 2006 bis Sonntag, 9. Juli 2006, täglich (außer montags) von 15.00 - 17.30 Uhr.

Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. Führungen für Gruppen erfolgen nach Absprache mit dem Bürgerverein Kaldenkirchen.

 

 

 

DIE  HEILIGE BIRGITTA VON SCHWEDEN

            

W i c h t i g e  L e b e s d a t e n

 

 

1303                         Birgitta wird in Finsta (bei Uppsala/Schweden) geboren.

Ihre Mutter Ingeborg Bengtsdotter ist mit dem schwedischen Königshaus verwandt.

Ihr Vater Birger Persson ist Lagmann von Uppland und steht an der Spitze von Verwaltung und Rechtsprechung.

 

1316                         Mit 13 Jahren wird Birgitta mit dem 18-jährigen Adeligen Ulf Gudmarsson verheiratet. Die glückliche Ehe währt 28 Jahre und ist mit acht Kindern gesegnet.

 

1341-43           Birgitta und Ulf pilgern nach Santiago de Compostela.

 

1344                         Birgittas Mann verstirbt im Kloster, in das er kurz nach der Pilgerfahrt eingetreten war.

 

1346         Nach einer Vision gründet Birgitta in Vadstena den „Orden

des Allerheiligsten Erlösers“ (Erlöserorden). Die Ordensregeln werden ihr bis in alle Details offenbart.

 

1349                         Göttlichen Weisungen folgend, pilgert Birgitta nach Rom, wo sie die letzten 24 Jahre ihres Lebens verbringt.

In den Folgejahren besucht sie nahezu alle bedeutenden Pilgerorte Italiens.

 

1372                         Birgitta pilgert ins Heilige Land.

 

1373                         Am 23. Juli verstirbt Birgitta.

 

1374                         Birgittas Reliquienschrein kommt nach gut sechsmonatiger Reise in Schweden an. In Vadstena findet sie in der sogen. „Blaukirche“ ihre letzte Ruhestätte.

 

1391                         Birgitta wird heilig gesprochen.

 

1396                         Die Heilige Birgitta wird Patronin Schwedens.

 

1999                         Die Heilige Birgitta wird Patronin Europas.

 

2003                         Das 700-jährige Geburtsjubiläum Birgittas wird gefeiert.

 

DIE  HEILIGE BIRGITTA VON SCHWEDEN

 

Birgittas erster Lebensabschnitt

 

u Birgitta wächst im väterlichen Landsitz Finsta bei Uppsala auf und wird standesgemäß erzogen.

u Sie lebt mit ihrem reichen Mann in glücklicher Ehe und erlebt mit ihren acht Kindern Freud und Leid einer Mutter. Ihre Tochter Katharina folgt ihr auf dem Weg nach Rom und auf dem Weg der Heiligkeit.

u Ihren großen materiellen Besitz fasst Birgitta als von Gott gegebenes Lehen auf, das sie gut verwalten muss.

u Birgitta ist freigebig und gastlich, speist täglich zwölf Arme an ihrem Tisch, stiftet Spitäler, unterstützt Klöster, baut Kirchen und Schulen.

u Schon in ihrer Zeit wird Birgitta als „tapfer und unerschrocken“ gerühmt, als „große Dame mit edlen Umgangsformen und gelehrtem Wissen“.

u 1335 wird sie als Hofmeisterin und Ratgeberin an den Hof ihres Vetters, König Magnus II. Eriksson, berufen.

u Nach dem Tod ihres Mannes (1344) richtet sich Birgitta in der Nähe der Mönchsgemeinde Alvastra eine bescheidene Bleibe ein und trennt sich von allem irdischen Besitz. Sie legt ihre standesgemäßen Kleider und ihren Schmuck ab und zieht ein Bußkleid an.

 

Birgittas zweiter Lebensabschnitt

 

u Dieser Lebensabschnitt ist von Visionen geprägt. Birgittas Handeln richtet sich vollkommen nach den Visionen.

u Göttlichen Weisungen folgend, gründet Birgitta 1346 den „Erlöserorden“ (Orden des Allerheiligsten Erlösers – O.Ss.S) mit dem Stammsitz in Vadstena.

u 1349 pilgert Birgitta nach Rom, um das Heilige Jahr 1350 mitzufeiern. Dort verbringt sie die nächsten 24 Jahre, in ihre schwedische Heimat kehrt sie nicht mehr zurück.

u In Rom gründet Birgitta ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten und kümmert sich um Bedürftige. Sie besucht nahezu alle bedeutenden Pilgerorte Italiens, etwa ein Jahr vor ihrem Tod pilgert sie 1372 ins Heilige Land.

u Birgitta ging es immer um Frieden und Eintracht: Frieden zwischen den Völkern, Eintracht zwischen den sozialen Ständen, Wiedervereinigung  der Ost- und Westkirche, Versöhnung von Papst und Kaiser.

u Birgitta fürchtete nichts und niemanden; ihre Kritik verschonte weder Fürsten und Könige noch Bischöfe und Päpste. Ihre kühne Sprache erregte allerdings oft entrüsteten Widerspruch. Sie prangerte die Verschwendungssucht der Großen an, ebenso das Raubritterunwesen, die Grausamkeit der Vögte und das unsittliche Leben der Geistlichkeit.

u Birgitta hat ein reiches schriftliches Erbe hinterlassen. Neben drei größeren Visionstexten, den Ordensregeln und der „Engelsrede“ zählt man etwa 700 kürzere Offenbarungstexte sowie zahlreiche Gebete.