Friedhofstage - Kaldenkirchen

 

 

                                                                                 

Friedhöfe in Kaldenkirchen
Mehr als nur Ruhestätten

 

 

 

 


 

Friedhöfe sind nicht nur Ruhestätten der Toten einer Stadt. Sie geben auch Auskunft über die örtliche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, ermöglichen Einblicke in historische Zusammenhänge, geben Aufschluss über Religiosität und volkskundliche Entwicklungen. Es ist daher wichtig, Zeugnisse der Grabmalkunst und der Ortsgeschichte unbedingt zu erhalten – denn vor Jahrzehnten sind viele solcher Zeugnisse gedankenlos zerstört und beseitigt worden.


Städtischer Friedhof „An der Quelle/Grenzwaldstrasse“


Der Friedhof an der Straße „An der Quelle“ liegt am westlichen Ortsrand von Kaldenkirchen. Wer ihn von der Straße An der Quelle aus betritt, geht durch eine Amber-Baum-Allee, deren Blätter im Herbst in feurigem Rot erstrahlen. Die Friedhofskapelle links am Ende der Allee wurde Anfang der achtziger Jahre erbaut und fügt sich ansprechend in das Friedhofsbild ein.
Von der Grenzwaldstraße aus geht es in den älteren Friedhofsteil. Hinter dem schönen schmiedeisernen Tor öffnet sich der Blick über die durch eine Lindenallee geprägte Hauptachse.


Der Engel hinter dem Tor mahnt jeden eintretenden Friedhofsbesucher, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Man findet wuchtige Steinmonumente, ungewöhnlich gestaltete Kreuze, alte Gräber mit Stein- und Ketteneinfassung sowie Inschriften, die nachdenklich machen: Namen von jungen Leuten, die in den Weltkriegens fielen. Sie hat der Bürgerverein auf Tafeln in der alten Kapelle und katholischen Priestergruft angebracht: zunächst waren es nur die katholischen Kriegstoten, nun sind es alle jedweder Konfession. Weitere 6 Bronzetafeln schildern den Verlauf des Il. Weltkrieges.

Mit viel Liebe sind die Grabstätten durch kleine Eiben- oder Buchsbaumhecken eingefasst. Zur Blütezeit der Japanischen Kirschen kleidet sich der Friedhof in ein rosa Blütenmeer. Eine lichte Birkenreihe grenzt den Friedhof von den angrenzenden Feldern ab. Besucher verweilen gerne auf der Bank unter der neu gepflanzten Linde, am Rande des Friedhofes an der Grenzwaldstraße, die einen weiten Blick in die Landschaft erlaubt.


Städtische Parkanlage „Ecke Bahnhof-/Kanalstrasse“
Ehemaliger katholischer Friedhof - Begräbnisstätte 1841-1944 - Erinnerungsstätte 1944-1964

Seit Jahrhunderten lag der katholische Friedhof südlich und nördlich der Pfarrkirche, als Kirchhof eben im herkömmlichen Sinne. 1841 wurde er aufgegeben. Am Allerseelen wurde ein neuer Friedhof an der Bahnhofstrasse seiner Bestimmung übergeben; die Einweihung nahm Pfarrer Sticker vor. Der Friedhof war mit einer Mauer umgeben, in die Kapellchen mit Leidensstationen Jesu eingebaut waren. Im Keller der oben abgebildeten Kapelle befanden sich Grüfte der Priester der St. Clemens Pfarre. 1964 kam es zur Umwandlung des Friedhofes in eine städtische Parkanlage und zum Abbruch der Kapelle. An dieser Stelle stehen seitdem drei schlichte Steinkreuze aus Anröchter Dolomit - den Toten aller Kriege zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung. Die Aufschrift lautet:

„DIE OPFER MAHNEN, ERHALTET DEN FRIEDEN“

Einige alte Grabsteine und mächtige Kreuze wurden an die Peripherie des Grundstücks verlegt. 2006 sind die von Wetter- und Schadstoffeinflüssen beschädigten Grabsteine vom Bürgerverein restauriert worden. Durch Rückschnitt der Sträucher und Bäume sind die Grabsteine wieder ins Blickfeld gerückt worden.

Ehemaliger evangelischer Friedhof „Zur Lärche“

Einen eigenen Friedhof hatte die evangelische Gemeinde mindestens seit 1625. Im 19. Jahrhundert wurde eine Friedhofsmauer errichtet, in deren Innenseite wichtige Grabplatten des 17. Jahrhunderts eingelassen wurden: die des Predigers Reiner Stephane (gestorben 1663) und – besonders bemerkenswert – des Loy van Wel „in syn leven schipper van Venlo“. Laut Lagerbuch der Gemeinde lag der Friedhof 1843 zwischen den Gärten der Familie von der Kuhlen und des Cyprian Hagen an der damaligen Kirchhofstrasse.
Nach wie vor von der internationalen Stefan-George-Stiftung erhalten wird das gemeinsame Grab von Adalbert Cohrs und Bernhard Graf Uxkull – Gyllenband, die sich nach missglückter Desertion ins neutrale Holland im Juli 1918 in Kaldenkirchen erschossen haben. Sie gehörten zum engsten Kreis des Dichters Stefan George.
Für Bestattungen wird der Friedhof heute nicht mehr genutzt und nur noch wenige Bürger, deren Angehörige dort bereits bestattet lagen, hatten in der Vergangenheit noch Bestattungsrechte. Der Friedhof liegt sehr geschützt, von der Straße kaum erkennbar, hinter der oben erwähnten hohen Efeu bewachsenen Backsteinmauer. Eichenbäume, alter Efeu mit großen Insekten anlockenden Blütenständen und Rhododendron prägen das Bild. Alte Zwischenhecken blieben bislang stehen, so dass die frühere Lage der Grabfelder noch erkennbar ist. Mehr und mehr hat sich der Friedhof in eine Grünanlage gewandelt.
Alte Grabplatten befinden sich an der Mauer der evangelischen Kirche.


Jüdische Friedhöfe und Gedenkstätte
„Jahnstrasse und Akazienweg“


Schon 1824 wurde ein jüdischer Friedhof erwähnt. Er lag an der Jahnstrasse neben der heutigen katholischen Grundschule und wurde durch die Flurbezeichnung „Am Juden Kirchenhof“ ausdrücklich belegt. Im Jahre 1900 wird seine Größe mit 3,80 ar angegeben. Er war damals von einer lebenden Hecke umgeben und mit einem Tor verschlossen. Jede Grabstelle hatte einen Grabstein mit Inschrift. Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde und der 1933 – 1945 durch die Nationalsozialisten ermordeten und verschollenen jüdische Bürger aus Kaldenkirchen wurde an der Jahnstrasse eine Gedenkstätte errichtet.


Einen weiteren Friedhof am Akazienweg legte man 1924 in der Nachbarschaft des katholischen Friedhofes an. Dieser Friedhof ist geschlossen; interessierte Bürger können bei Bedarf jedoch den Schlüssel bei der Stadtverwaltung, Bereich Grünflächen/Friedhöfe, ausleihen. Der jüdische Friedhof wird durch die alten Grabsteine und die mächtigen Akazien geprägt. Um die Pflege der Anlage kümmert sich die Stadt Nettetal im Auftrag des Eigentümers, der jüdischen Kultusgemeinde Düsseldorf.


Städtische Parkanlage „Akazienweg/Langwasserstrasse“
Frühere Beerdigungsstätte


Dieses Gelände war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Beerdigungsstätte; sie war mit einem großen Kreuz geziert. Ein Bild ist nicht mehr vorhanden. Hier wurden zum Beispiel Menschen beerdigt, die eines „Gottesackers“ unwürdig waren: Selbstmörder. Aus der Zeit des Nationalsozialismus rührt die Bezeichnung „Heldenfriedhof“. Hier ließen sich Frauen und Männer beerdigen, die der Naziideologie nahe standen, sich aber trotzdem als „Gottgläubig“ bezeichneten. Sie ließen sich nicht auf einem Friedhof beerdigen, der einer Religionsgemeinschaft gehörte. So kam es zu dieser merkwürdigen Beerdigungsstätte. Sie war nach der Auflösung fast in Vergessenheit geraten.





Aktueller Anlass

Die Stadt Nettetal richtet mit Gewerbetreibenden an den Friedhöfen in Nettetal am

12. und 13. September 2009 erstmalig die Friedhofstage in Kaldenkirchen aus.

Eingebunden hat sich der Arbeitskreis „Gräber und Denkmale“ des Bürgervereins Kaldenkirchen. Er befasst sich nicht nur mit der bildlichen Bewahrung sondern in erster Linie mit der Erhaltung und Renovierung der Gräber und Mahnmale. So wurde gerade in diesen Tagen der am Eingang Grenzwaldstrasse des städtischen Friedhofes stehende Engel durch einen neuen Naturstein-Massivblock erhöht und somit besser ins Blickfeld gerückt.

Während der Friedhofstage wird es einen Informationsstand des Bürgervereins Kaldenkirchen geben.. Es kommt zu dem Verkauf eines 1995 von Berti Verkoyen erarbeiteten Totenzettels über die gefallenen und vermissten Bürger des II. Weltkrieges ebenso wie die Namen der durch sonstige Kriegseinwirkungen getöteten bzw. verstorbenen Bürger des II. Weltkrieges.

Zum Verkauf wird auch ein neu erstellter farbiger Bilderbogen angeboten. Er zeigt eine gelungene Mischung von Gräber, Mahnmale, Kapellen und Wegkreuze. Der Bilderbogen soll den Blick für die Schönheit des Heimatortes schärfen und die Erinnerung an Altes bewahren. Der Kaldenkirchener Bilderbogen wird als Farbposter (50 x 70 cm) während der Friedhofstage am Informationsstand des Bürgervereins erhältlich sein ebenso wie ein Informationsblatt über die Friedhöfe in Kaldenkirchen. Exemplarisch sind einige Fotos zu dem Thema auf der Homepage bv-kaldenkirchen.de zu sehen.

Bürgerverein Kaldenkirchen e.V. 08/2009

 
   

 

 
 

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